Elmars Tooth Talk

Episode 040 | Zungenpircing kaufen

By Juli 31, 2017Mai 14th, 2020No Comments

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen und heute relativ kurzen Folge von ElmarsToothTalk.

Heute bespreche ich eine seit Mitte der 80-er Jahre bestehende Modeerscheinung, die sehr kontrovers diskutiert wird und viele Menschen fragen sich, wie kann das nur jemand seinem Körper antut. Ich spreche von Piercing und im speziellen von Zungen-Piercing. Der Tätowierer Horst Heinrich Streckenbach, der als Vorreiter dieses angeblichen Modeschmucks gilt, hat 1978 das erste dokumentierte Zungen-Piercing durchgeführt Das Durchstechen der Zunge hat in manchen Kulturen religiöse Hintergründe, jedoch kommt es dabei nicht zu dauerhaftem Tragen des Schmucks. In Phuket wird alljährlich das Fest der neun Kaisergötter veranstaltet. Dort versetzen sich Menschen in Trancezustände und lassen sich dann mit Schwertern, Eisenstangen oder anderen Gegenständen die Zunge durchstechen.

Es scheint cool zu sein für Jugendliche und auch für manche Erwachsene sich ihre Zunge piercen zu lassen. Ist es ein Ausdruck von, ich kann mit meinem Körper tun was ich will, oder Auflehnung gegen die Eltern, die Gesellschaft oder einfach nur schön? Für andere ist Piercings schlicht Körperverstümmelung.

Ein paar Worte zu Statistiken:
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für plastische und Wiederherstellungschirurgie waren 2009 in Deutschland über 40 Prozent der Frauen im Alter von 14 bis 24 Jahren gepierct. Bei Männern in der selben Altersgruppe sind es 27 Prozent. Neuere Untersuchungen kommen zu wesentlich geringeren Angaben. So waren 2014 nur noch 35 Prozent aller Frauen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren gepierct und bei Männern betrug der Anteil knapp 8 Prozent. Die beliebtesten Materialen beim Piercing sind in der Reihenfolge der Häufigkeit: Stahl, Silikon, Titan, Holz, Kunststoff, Horn, Stein und Glas.

Überlegungen vor dem Piercing
Bevor sich jemand aufmacht seine Zunge piercen zu lassen, hier ein paar Gedanken dazu die vor allem auf die Kehrseite des Piercings zielen. Die Zunge dient ja hauptsächlich dem Sprechen, Essen, Kauen, Schlucken und der Geschmackserkennung. Wenn diese Aktivitäten mit einem Metall- oder auch nur Kunststoff-Piercing in der Zunge durchgeführt werden so kann das verschiedenste Folge haben. Die größte Herausforderung besteht schon zu Beginn darin einen Piercer zu finden, der Erfahrung hat, genau weiß was er tut, mit sterilem Instrumentarium arbeitet und ausführlich über die Vorgehensweise, die Risiken und Nebenwirkungen aufklärt

Risiken und Nebenwirkungen
Schauen wir uns diese einmal etwas genauer an. Schon beim Stechen des Piercings ist äußerste Vorsicht angeraten, denn die Zunge ist ein sehr gut durchblutetes und mit Nerven versorgtes Organ. Beim Stechen in die falsche Region kann es zu massiven Blutungen oder Nervenschädigungen kommen. Die größte Gefahr beim Stechen ist die Infektion. Dies vor allem deswegen, weil die Zunge von Natur aus mit Bakterien übersät ist. Wenn diese in den Stichkanal eindringen können ernsthafte Infektionen verursacht werden. Natürlich kann eine Infektion auch durch unsterile Instrumente verursacht werden.

Ein Piercing-Befürworter schreibt auf seiner Webseite, um einer Infektion vorzubeugen,  solle man nach dem Stechen den Kontakt mit allen Körperflüssigkeiten für ein paar Tage vermeiden.

…….  ohne Kommentar


Eine Verletzung der Geschmacksnerven ist eher unwahrscheinlich, da diese am Rand oder im hinteren Teil der Zunge angesiedelt sind, also außerhalb des Bereichs wo normalerweise das Piercing gesetzt wird. Vor dem Piercing sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das Stechen und die Tage danach mit Blut, Schmerzen, Schwellung, behinderter Sprache und Gefühllosigkeit einhergehen, die normalerweise wieder verschwinden. Zurückbleibende Sprachstörungen sind eher selten.

Was allerdings bleibt ist das Risiko beim Sprechen, Essen, Schlucken oder beim Herumspielen mit dem Piercing die Zähne zu verletzen. Zähne können sich verschieben, empfindlich werden, brechen oder auch absterben. Dabei sind die Piercings aus Metall natürlich mit größerem Risiko behaftet als die Kunststoff-Piercings, aber auch bei denen kann es über die Zeit zu diesen Problemen kommen. Auch von Zahnfleischproblemen wurde schon berichtet und von überwachsendem Zungengewebe.

Auch besteht die Gefahr das Schmuckstück zu Verschlucken, was dann nicht selten zu ganz dramatischen Konsequenzen führen kann, wenn das gute Teil im Hals in den falschen Kanal gerät. Wenn dann noch andere Metall im Mund vorhanden sind, wie Amalgamfüllungen, Gold- oder Goldverblend-Kronen, dann werden diese Metalle mit einander reagieren und ein Art Batterieeffekt entsteht, der oft mit metallischem Geschmack einhergeht. Wer eine Nickelallergie hat sollte auf das einzubringende Material besonderen Augenschein werfen. Viele Gepiercte berichten auch von einem erhöhten Speichelfluss, der auf Dauer lästig werden kann.

Das Schlimmste von allem ist, dass man seinem gepiercten Gegenüber ständig bei seinem Spielen mit dem Piercing ausgesetzt ist. Die gute Nachricht zum Schluss, meistens wachsen Teenager aus der Piercing-Phase wieder raus und der Körper hat eine große Heilungskapazität, sodass nur eine kleine Narbe zurückbleibt.

Was tut man nicht alles im Namen der Schönheit.

Das war´s für heute. Vielen Dank für´s Zuhören.

Bis zum nächsten Mal.

Ich bin Dr. Elmar Jung mit dem Podcast für deine beste Gesundheit.

Leave a Reply