Elmars Tooth Talk

Episode 031 | Gesundheitsrisiko Atmen

By Mai 29, 2017Mai 14th, 2020No Comments

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von ElmarsToothTalk.

Heute unterhalten wir uns über ein Thema, das normalerweise relativ wenig Beachtung in der Zahnmedizin findet, die Atmung.

Schon Laotse sagte circa 500 vor Christus:“ Der perfekte Mensch atmet als würde er gar nicht atmen. Und Paracelsus meinte zum Thema Atmung: „Das Kraut des Internisten und das Messer des Chirurgen heilen von außen, der Atem heilt von innen“ Wenn Du auch der Meinung bist, dass Atmen Deine Gesundheit beeinflusst, dann wirst Du in diesem Podcast die Bestätigung dafür finden. Denn die Art und Weise wie Du atmest hat nicht nur erheblichen Einfluss auf das Geschehen im Mundraum sondern weit darüber hinaus.

Atmungsprobleme haben einen tiefgreifenden Einfluss auf den menschlichen Körper, denn sie bedeuten Stress und beeinträchtigen damit die Fähigkeit des Körpers mit anderen physiologischen oder psychologischen Belastungen richtig umzugehen. Die meisten Probleme, die in Zusammenhang mit dem Atmen stehen, haben weniger mit Deiner genetischen Veranlagung zu tun als vielmehr mit Deinen Angewohnheiten und Deiner Umwelt. Das wiederum bedeutet, dass Du etwas für richtiges Atmen unternehmen kannst.

Außerdem: Wenn Du richtig Atmen kannst, kannst Du auch richtig Denken.

Richtiges Atmen ist also ganz entscheidend für Deine Gesundheit:
Aber niemand hat Dir jemals beigebracht, wie Du richtig atmest. Als Baby hast Du es einfach getan. Die schlechten Atmungsgewohnheiten können aber schon in dieser frühen Phase begonnen haben. Schauen wir uns doch mal etwas genauer an, was passiert, wenn das Baby anstelle gestillt zu werden, gleich mit der Flasche ernährt wird.

Flaschenernährung anstatt Stillen:
Babys sind anatomisch dazu geboren gestillt zu werden. Das Zusammenspiel der Mund- und Kiefermuskeln ist bei keiner anderen Fütterungsmethode so effektiv und physiologisch, wie es beim Stillen der Fall ist. Stillen reduziert das Risiko eine Zahn- oder Kiefer-Fehlstellung zu entwickeln und vermindert so auch die Gefahr der Atmungsstörung. Außerdem ist Stillen wichtig für die Ausbildung der Mundmotorik und begünstigt die Sprachentwicklung. Stillen oder auch nur das Nuckeln an der Brust ist die beste Beruhigungsmethode für das Baby. Gestillte Kinder brauchen seltener eine kieferorthopädische Behandlung, und wenn dann ist dies meist weniger aufwändig. Stillen ist im Grunde ein Trainingsprogramm für die Ausbildung der Kiefer. Beim Stillen wird die Mund- und Kiefermuskulatur wesentlich stärker trainiert als beim Trinken aus der Nuckelflasche.

Stillen trainiert auch den Lippenschluss:
Der korrekte Lippenschluss ist eine wichtige Voraussetzung für die Sprach- und Kieferentwicklung und auch für die Nasenatmung. Zudem verhilft das Zusammenspiel von Unterkieferbewegung, Muskulatur und Zunge korrektes Schlucken zu entwickeln und damit wiederum eine korrekte Entwicklung von Ober und Unterkiefer zu ermöglichen. Gestillte Kinder brauchen auch seltener eine Logopädische Behandlung Babys sollten aus all diesen genannten Gründen für eine Zeit von ca. sechs Monaten gestillt werden. Denn so lange braucht es bis der ursprüngliche Saug-Schluck-Reflex in den ersten Monaten in ein Gaumen gerichtetes Schlucken umbaut. Nur am Rande bemerkt: Muttermilch ist optimal zusammengesetzt, um das Baby mit allem zu versorgen, was es in den ersten Monaten braucht.

Richtiges Atmen und Zahnkieferentwicklung:
Die einwandfreie Funktion deiner Atemwege ist auch notwendig für eine korrekte Entwicklung von Zähnen und Kiefer. Deshalb sollte dein Gaumen, der ja den Boden deiner Nase bildet, weit und niedrig gewölbt sein. Wenn er schmal, eng, begrenzt und hochgewölbt ist, ist die Nasenwölbung klein und bedingt oftmals Abweichungen der Nasenscheidewand. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Atemwege reduziert und damit die Atemluft vermindert ist. Mit einer Verbesserung Deiner Atmung kannst Du unter anderem Deine Reaktion auf Allergene verbessern.

Atmen geschieht normalerweise völlig unbewusst, und gerade deshalb atmen viele Menschen unvollständig und verkrampft. Richtig atmen heißt, die Atemluft ohne Anstrengung ganz in Bauch und Becken hineinströmen zu lassen. So fließt der Atem durch den ganzen Körper, seelische und körperliche Verspannungen können sich lösen.

Nasenatmung = Richtige Atmung:
Warum ist Nasenatmung so wichtig? Dafür sind vor allem zwei Gründe verantwortlich. Auch wenn es jetzt etwas wissenschaftlich wird, bleib dran, denn was Du jetzt erfährst, erklärt die Wichtigkeit korrekten Atmens. Erstens wird bei der Nasenatmung ein Stoff in die Atemwege bis in die Lungen freigegeben, der sogenannte „nasale Stickstoff“. Dieser Stoff, der von unserem Körper gebildet wird, hilft bei der Bekämpfung von Bakterien, die eine Atemwegsinfektion auslösen können. Außerdem erweitert dieser Stoff Gefäße. Das ist übrigens auch der Grund warum Nitroglycerin bei Angina Pectoris verwendet wird. Nitroglycerin wandelt sich in Stickstoffoxid um, erweitert die Blutgefäße und bringt somit eine Verbesserung der Symptome. Der zweite Grund ist, dadurch dass die Nasenlöcher kleiner sind als der Mund, bedingt die Ausatmung durch die Nase eine Art rückwärts gerichteten Druck, was der Lunge mehr Zeit gibt Sauerstoff aus der Atemluft zu extrahieren. Dies hilft den Blut pH zu balancieren.

Mundatmung statt Nasenatmung:
Was passiert nun, wenn Du statt durch die Nase, die meiste Zeit durch den Mund atmest? Schauen wir uns das etwas genauer an. Wenn Du nachts schlecht Luft bekommst und anfängst durch den Mund zu atmen hat dies verschiedene Folgen. Zum einen trocknet dein Mund sehr schnell aus und Dein Speichel erreicht dann leicht den pH-Wert von Cola, wie eine Studie vor kurzem ergeben hat. Eine dermaßen saure Lösung greift dann natürlich leicht den Zahnschmelz an und kann zu Karies und auch Zahnfleischentzündungen führen. Das wird natürlich erst zum Problem, wenn die Mundatmung während des Schlafens zum Dauerzustand wird.

Eine Ursache für die Mundatmung ist eine stark verkrümmte Nasenscheidewand, die mit einer Operation behoben werden kann. Ein Symptom dieser Verkrümmung kann das Schnarchen sein. Wenn Du alleine lebst und nicht weißt ob Du schnarchst kannst Du vor dem Zubettgehen ein Aufnahmegerät anstellen und somit herausfinden, ob Du vom Schnarchen betroffen bist. Schnarchen ist Thema meines nächsten Podcast.

Kleiner Tipp: Wenn Du nachts mit offenem Mund atmest und in der Nacht auf die Toilette musst, dann spüle einfach Deinen Mund mit etwas Wasser aus. Das hebt den pH-Wert.

Die Mundatmung und ihre Nachteile:
Zur Mundatmung kommt es also, wenn die Sauerstoffversorgung durch die Nase nicht ausreicht. Die Mundatmung ist jedoch nicht der optimale Weg für die Atemluft. Denn bei ihrem Weg vom Mund in die Lunge wird die Atemluft weder gereinigt noch angefeuchtet oder erwärmt. Du kennst das vielleicht, wenn Du Dich im Winter beim Sport stark verausgabt hast und durch den Mund atmen musst, damit Du auch genug Sauerstoff bekommst, fühlst Du die Kälte der Atemluft in deinen Lungen besonders gut. Außer einem trockenen Mund kann Mundatmung auch zu Mundgeruch und Schluckbeschwerden führen. Durch die ausgetrocknete Mundhöhle kann der Speichel auch seiner Aufgabe der Umspülung der Zähne und damit seiner Schutzfunktion gerechnet werden, wodurch die Anfälligkeit für Karies und Zahnfleischentzündungen begünstigt wird.

Hyperventilation:
Ein wenig beachtetes Thema beim Atmen ist die Hyperventilation, die Überatmung. Hyperventilation geschieht zum Beispiel, wenn Du in einer stressigen Situation, aufgeregt bist, Angst hast und plötzlich das Gefühl hast nicht mehr genug Luft zu bekommen und anfängst immer tiefer und schneller zu atmen. Wenn das einige Minuten geht kann es sein, dass Deine Finger verkrampfen und Du im schlimmsten Fall ohnmächtig wirst.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit als ich das mit Freunden willkürlich herbeigeführt haben. Ich habe dann für circa eine Minute ganz schnell und tief geatmet und dann den Finger in den Mund gesteckt und gegen den Druck des Fingers ausgeatmet, was natürlich nicht ging und schwupps wurde ich ohnmächtig. In diesem Fall ist das ein Spaß. Aber Menschen die regelmäßig an Überatmung leiden finden das natürlich überhaupt nicht spaßig.

Was passiert beim Überatmen?
Durch das schnellere und tiefere Atmen wird vermehrt Kohlendioxid ausgeatmet, was zu einem Anstieg des pH-Wertes im Blut führt, wodurch weniger Sauerstoff aus dem Blut an die Zellen freigegeben wird. Dadurch vermindert sich unter anderem die Durchblutung von Händen und Füßen und diese fangen an zu kribbeln. Aber es vermindert sich auch die Durchblutung des Gehirns. Ganz interessant finde ich die Tatsache, dass vor dem zweiten Weltkrieg die Atemluftmenge bei 5-6 Liter pro Minute lag, zwischen 1930 und 1950 gering absank und sich mit dem Aufkommen des Fast Foods in den 1950-ern mehr als verdoppelte. Heutzutage wird eine Ventilationsrate von 12 Litern pro Minute als normal angesehen.

Weitere interessante Facts:
Eine weitere Studie hat gezeigt, dass der Atemrhythmus unsere Emotionen und Gedächtnisfunktion beeinflusst. Der Studie zufolge bestehen markante Unterschiede in der Gehirnaktivität während Ein- und Ausatmen. So kann man sich an ein Objekt besser erinnern, wenn man es beim Einatmen wahrgenommen hat. Zwei Wissenschaftler, K.P. Buteyko und Artour Rakhimov, haben sich mit dem Thema „Richtiges Atmen“ in ihren Forschungen und Büchern detailliert auseinandergesetzt. Beide fanden heraus, dass fast alle Patienten, die an chronischen Erkrankungen leiden, Brust-Atmer sind. Mehr Information zu diesen beiden Forschern gibt es im Transkript. Zusammenfassend können wir also am Ende des heutigen Podcasts sagen, „Richtiges Atmen ist über-lebens-notwendig“. Deshalb möchte ich Dir zum Abschluss des Podcasts noch eine ganz einfache Atemübung mit auf den Weg geben. Yoga, Meditation und andere Entspannungsübungen helfen ebenfalls beim richtigen Atmen. Mir reicht oft schon ein Spaziergang in der Natur.

Eine einfache Atemübung:
Atme langsam durch die Nase ein und langsam wieder durch die Nase aus. Denke dabei an ein zweisilbiges Wort wie „Liebe“. Wiederhole die Übung und achte darauf, wo Dein Atem hinfließt. Fließt er eher in den Bauch oder eher weiter oben in die Brust. Deinen Atemrhythmus findest Du, indem Du durch die Nase in den Bauch hineinatmest und etwa doppelt so lange ausatmest wie Du einatmest.

Viel Spaß!

So, das war´s für auch schon wieder für heute. Vielen Dank für´s Zuhören. Dann bis zur nächsten Woche. Da unterhalten wir uns über die Ursachen des Schnarchens und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken

Ich bin Dr. Elmar Jung mit dem Podcast für deine beste Gesundheit.

Wenn Du noch mehr erfahren möchtest, hier sind ein paar Links und Artikel

Patrick G McKeown: Den Mund schließen: Selbsthilfe-Handbuch aus der Buteyko-Atemklinik

Artour Rakhimov: Wieder natürlich atmen: Schlüssel zu vitaler Gesundheit 

Rhythm of breathing affects memory, fear

Why you should always breath through your mout

28 Reasons to breath through your mouth

Stillen – Gesunder Start ins Leben

Anita Kittel – Logopädin

Liptrainer

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