Hallo, ich grüsse dich zu einer neuen Folge heute zum Thema Zungendiagnostik.
Ja du hast richtig gehört, Zungendiagnostik. Der geübte Zungendiagnostiker kann tatsächlich von der Zunge ablesen, wie es dir geht, wo der Schuh oder in diesem Fall die Zunge drückt.
„Zeige mir deine Zunge und ich sage dir, wie es dir geht“.
Die Zungendiagnostik ist eines der wichtigsten Diagnosewerkzeuge in der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz auch TCM genannt, und natürlich für den Zahnarzt ein ideales Medium, um mehr Informationen über den Gesundheitszustand seines Patienten zu erlangen da es sich ihm ja geradezu aufdrängt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin geht man davon aus, dass jeder Körperteil ein holographisches Abbild des gesamten Körpers beinhaltet. Du kennst das vielleicht von der Fussreflexzonenmassage, nach der sich dein gesamter Körper auf der Fusssohle widerspiegelt.
Das Gleiche gilt auch für dein Ohr bei der Ohrakkupunktur und auch aus dem Auge kann der Irisdiagnostiker deinen Gesundheitszustand ablesen. Der Zungendiagnostiker macht das mit der Zunge. Die Zunge ist nicht nur der Aufseher im Mund sie ist auch der Spiegel des Körpers.
Ein bisschen was zur Geschichte der Zungendiagnostik
Die ersten Aufzeichnungen zur Zungendiagnose finden sich auf Orakelknochen schon in der Shang-Dynastie, die war im 16. Jahrhundert vor Christus. Als Begründer der Zungendiagnostik gilt allerdings der berühmte chinesische Arzt Hua Tuo, der zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) lebte. Er war übrigens auch der erste Arzt, der Betäubungsmittel bei Operationen eingesetzt hat. Das Betäubungsmittel hat er aus den Wurzeln des Dotterklees gewonnen, und er war auch der Vorreiter des Qigong, einer Kombination aus Meditation, Bewegung und Konzentration die zur Kultivierung von Körper und Geist benutzt wird.
Die Zungendiagnostik entwickelte sich bis heute weiter und wurde mit der Zeit immer präziser und konkreter. Durch die Jahrhunderte lange Weiterentwicklung wurde der Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Veränderungen der Zunge dann auch immer exakter. In der Chinesischen Medizin geht man auch davon aus, dass die Zunge mit inneren Organen, mit Meridianen, mit dem Blut, den Körperflüssigkeiten und dem Qi, das ist die Lebensenergie, verbunden ist.
Über vier Nerven ist die Zunge mit inneren Organen und dem Gehirn verbunden. Diese vier Nerven sind verantwortlich, dass wir Schmerz, Geschmack sowie Kälte und Hitze empfinden. Die Zungendiagnostik sollte immer im Zusammenhang mit anderen Befunden gesehen werden, da nicht alle Erkrankungen oder deren Schweregrad an der Zunge abgelesen werden können.
Ja und Heute, heute mache ich dich zum Zungendiagnostiker.
Spass bei Seite, so schnell geht´s natürlich nicht, denn für das Erlernen der Zungendiagnostik braucht es schon eine Weile und vor allem braucht es Erfahrung. Angeblich bedarf es des Studiums von bis zu 20.000 Zungen um als Zungendiagnostiker genug Erfahrung gesammelt zu haben. Das ist wohl auch ein Grund warum die Zungendiagnose in der westlichen Welt eher ein Schattendasein führt. Aber du lernst heute ein paar Hinweise, was dir deine Zunge so alles verraten kann. Zum genauen Studium ist am Ende des Transkripts dann weiterführende Literatur angegeben.
Unsere Zunge ist ja ein ganz wichtiges Organ, das vielfältigste Aufgaben erfüllt. So brauchen wir sie zum Sprechen und Singen, beim Essen schaut sie nach, ob alles gut gekaut ist und ob wir schlucken können. Sie hilft Teilchen in der Nahrung aufzuspüren, die uns möglicherweise verletzen könnten. Sie hilft uns dabei den Mundboden, Gaumen und die Zahnzwischenräume zu reinigen und mit ihr schmecken wir süss, sauer, bitter und salzig.
Die Zungendiagnose gibt vor allem Auskunft über die sogenannten Yin-Organe. Dazu gehören Herz, Lunge, Leber, Milz und Nieren. Entsprechend der chinesischen Lehre von den 5-Elementen gibt es fünf Geschmacksrichtungen, die jeweils mit einem dieser Organe in Verbindung stehen. So ist es dann auch hilfreich, wenn man weiss, welchen Geschmack man oft bei sich bemerkt.
Es paaren sich folgende Yin-Organe und Geschmacksrichtungen:
- Herz und bitter
- Lunge und scharf
- Leber und sauer
- Milz und süss
- Nieren und salzig
So kann ein dauerhaft saurer Geschmack auf der Zunge auf Probleme der Leber hindeuten.
Auch der übermässige Verzehr von Nahrung aus einer bestimmten Geschmacksrichtung ist an der Zunge erkennbar. So macht zu viel bitter essen die Zunge trocken, zu viel scharf essen macht sie taub und trocken, zu viel sauer essen lässt die Zunge kleiner werden, zu viel süss lässt Zungenspitze krampfen und ist oft mit Haarausfall verbunden und zu viel salzig essen macht die Zunge dunkel und Bluthochdruck kann entstehen.
Die Zunge kann in fünf Teile gegliedert werden, die die Organbeziehungen erkennen lassen.
Die Organe repräsentieren sich also an ganz bestimmten Bereichen auf der Zunge. So befindet sich das Herz an der Zungenspitze. Man sagt ja auch so schön „der trägt sein Herz auf der Zunge“. Dicht dahinter folgt die Lunge. In der Mitte der Zunge befindet sich der Bereich für Milz und Magen. Ganz hinten am Zungengrund liegen die Bereiche für Nieren und Blase sowie Dick- und Dünndarm. Und am Zungenrand, rechts und links vom Magenbereich, liegen Gallenblase und Leber.
Häufig wird die Frage gestellt, warum denn manche Menschen eine „gute“ Zunge haben, obwohl sie nachweislich krank sind oder scheinbar gesunde Menschen eine „schlechte“ Zunge haben. Das kann bis heute leider nicht schlüssig und eindeutig beantwortet werden. Bei älteren Menschen erscheint die Zunge oft nicht „gut“, was möglicherweise allein an ihrem zunehmenden Alter und der dadurch abnehmenden „Nieren-Energie“ liegen kann.
Wie sieht denn nun eine gesunde Zunge aus?
Eine gesunde, normale Zunge ist blass-rot bis rosa, sie ist dünn am Rand und dick in der Mitte, am dicksten ist sie im hinteren Teil, der Zungenwurzel. Sie ist weder steif noch zu schlaff, es fehlen Geschwüre, Pickel, Risse oder Zahneindrücke an der Seite. Die gesunde Zunge hat einen dünnen weisslichen Belag, sie ist weder zu nass noch zu trocken und die Venen am Zungengrund sind zart und kurz Der beste Zeitpunkt um deine Zunge zu begutachten ist übrigens gleich am Morgen nach dem Aufstehen bei Tageslicht am Fenster. Dabei wird die Zunge locker und flach herausgestreckt. Die Zunge sollte auch nicht zu lange herausgestreckt werden, da sie sonst zu zittern beginnt und sich auch die Farbe ändern kann. Da Nahrungs-und Genussmittel den Zungenbelag verfälschen können, sollte man mindestens zwei Stunden vor der Begutachtung nichts essen.
Also Dinge wie Curry, Cayennepfeffer, Essig, Bonbons, Beeren, rote Rüben, Karotten, Orangen, Bananen, Spinat, Kräutertees, Tabak, Kaffee, schwarzer Tee oder auch Coca Cola. All das kann die Farbe der Zunge verändern und muss natürlich beim Begutachten der Zunge bedacht werden. Zum Beispiel macht Milch die Zunge weiss, Orangen sorgen genauso wie Kaffee für gelblichen Belag, Nüsse lassen die Zunge fett aussehen. Auch Medikamente können die Farbe der Zunge und auch deren Form und Belag verändern. Dazu gehören vor allem Medikamente wie Antibiotika, Kortison, Lungen-Sprays, Medikamente zur Chemotherapie, Entwässerungsmedikamente oder entzündungshemmende Medikamente. Aber auch Zahnpasten und vor allem Mundwässer können Veränderungen hervorrufen.
Was kannst du denn alles auf der Zunge erkennen?
Du kannst bei der Begutachtung der Zunge vier Bereiche unterscheiden
- Die Farbe des Zungenkörpers
- Den Zungenkörper selbst
- Den Zungenbelag
- Die Feuchtigkeit der Zunge
Bei der Farbe des Zungenkörpers, ist allein die Farbe des Zungenkörpers gemeint, also unabhängig vom Zungenbelag. Die Farbe des Zungenkörpers zeigt dir den wahren energetischen Zustand deines Körpers. Die Zungenkörperfarbe ist relativ unabhängig von kurzfristigen Veränderungen wie Stress oder körperlicher Anstrengung.
- Eine blasse Zunge weisst auf Blutarmut hin und kann von Müdigkeit, vor allem nach dem Mittagessen, Antriebslosigkeit und Appetitlosigkeit begleitet sein.
- Eine rote Zunge deutet auf Hitze hin. Bei Fieber wird die Zunge rot. Menschen mit roten Zungen leiden oft an unangenehmen Hitzegefühl und oder Herzproblemen; haben viel Durst und sind eher unruhig
- Eine livide und blaue Zunge zeigt sich bei zu viel Kälte im Körper.
Dann schaust du dir den Zungenkörper selbst an. Ist die Zunge dick, dünn, geschwollen, kurz oder lang. Du schaust ob Risse, Defekte oder Geschwüre, Schwellungen, Zahneindrücke vorhanden sind und wo diese sind. Ist die Zunge schlaff oder steif, hat sie unwillkürliche Bewegungen oder neigt sie zu einer Seite. Zahneindrücke deuten dabei auf eine geschwollene Zunge hin, was wiederum auf eine Schwäche in den Organen hindeutet. So klagen viele dieser Patienten über Bauchschmerzen, Durchfall oder breiigen Stuhl, Schwindel, chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder geschwollene Füsse. Oft sieht man solche Zungen nach schweren Krankheiten oder übermässiger Anstrengung. Geschwollene Venen am Zungengrund deuten auf einen Blutstau hin. Dies kann verbunden sein mit Stress, Schmerzen, Anspannung.
Als nächstes schaust du auf den Zungenbelag
Für die Selbstdiagnose reicht die Unterscheidung von zwei Hauptformen des Zungenbelags, ist der Belag weiss oder gelb? Je weisser der Zungenbelag desto mehr Kälte befindet sich im jeweiligen Organ. Je gelber der Belag desto mehr Hitze. Veränderungen des Zungenbelags geben auch Hinweise auf den Krankheitsverlauf. Wenn ein weisser Belag gelb wird, verschlechtert sich der Zustand, ebenso, wenn feuchter Zungenbelag trocken wird. Wenn hingegen trockener Belag feucht wird, ist eine Besserung eingetreten. Die Dicke des Belags gibt Auskunft über die Stärke von krankmachenden Faktors, d.h. je dicker der Belag desto stärker der krankmachende Faktor im Körper. Lokal begrenzter Zungenbelag kann auch ein Indiz dafür sein, dass das energetische Ungleichgewicht auf bestimmte Organe begrenzt ist.
Zuletzt schaust du dir die Feuchtigkeit der Zunge an. Diese gibt Auskunft über die Verteilung und den Zustand der Körperflüssigkeiten. Ist die Zunge trocken, so herrscht ein Mangel an Flüssigkeiten und ist die Zunge zu nass, gibt es eine Flüssigkeitsansammlung. Um schlussendlich eine Aussage treffen zu können, betrachtet man immer alle vier Bereiche gemeinsam. Nur der Gesamteindruck der Zunge kann dir ein genaues Bild vermitteln. Wenn sich nun auf der Zunge in einem bestimmten Bereich Veränderungen zeigen so kann der Geübte dies mit den damit in Verbindung stehenden Organen in Zusammenhang bringen, was ihm wiederum Hinweise zum Gesundheitszustand gibt.
Grundsätzlich kann man auch noch Folgendes sagen:
Die Zungenform selbst verändert sich nur sehr langsam über Monate oder Jahre und gibt daher einen guten Eindruck über die Grundkonstitution sowie chronische Störungen und deren Schwere. Die Zungenfarbe verändert sich über Tage, Wochen oder Monate Der Zungenbelag verändert sich sehr rasch innerhalb von Stunden oder Tagen. Je nachdem wo der Belag auftritt und wie dick er ist, gibt er Aufschluss über die betroffenen Organe.
Das war´s auch schon wieder für heute. Vielen Dank fürs Zuhören. Im nächsten Podcast unterhalten wir uns über Homöopathie beim Zahnarzt.
Ich bin Dr Elmar Jung mit dem Podcast für deine beste Gesundheit.
Bis zum nächsten Mal
Interessante Links:
http://magento.verlag-systemische-medizin.de/media/leseproben/86401019.pdf
http://naturheilpraxis-janson.de/pdf/DHZ_3_2011_Janson.pdf
Buchempfehlungen:
- Hans-Dietrich Bach: Krankheit und Zunge (H.-D. Bach) – BIO Ritter Verlag
- B. Kirschbaum: Atlas und Lehrbuch der Chinesischen Zungendiagnostik. Bad Kötzting: Verlag Systemische Medizin; 2002